Doping-Skandal aufgedeckt

Delinquentin wechselt Landesverband um Konsequenzen zu entgehen

Erst jetzt kommt ans Licht, was sich schon seit mindestens zwei Jahren im Marburger Boule-Club zuträgt: Einzelne Vereinsmitglieder sind in einen Doping-Skandal verstrickt. Nach monatelangen Recherchen von Vereinsseite aus konnte eine der Beteiligten nun dingfest gemacht werden. Erste Befürchtungen, dass der gesamte Verein tief im Doping-
Sumpf stecke, wurden eindeutig widerlegt; die Erleichterung ist groß und das Aufatmen war weit über die Stadtgrenzen hinaus zu vernehmen. Der Vorstandsvorsitzende Raimund J. sagte: „Ich bin sehr erleichtert, dass die Untersuchungsommission so gute Fortschritte gemacht hat. Ich hätte nie gedacht, dass unser Verein einen Drogenbeauftragten brauchen würde, aber ich habe mich selbst sicherheitshalber zu diesem ernannt. Wer also Probleme hat oder unerlaubte Dopingmittel bemerkt, kann sich gerne an mich wenden. Für den Konsum von Zigaretten, Alkohol usw. bin ich allerdings nicht zuständig, das ist weiterhin jeder selbst.“
Beim Frauenturnier 2011 wurden die Unstimmigkeiten erstmals festgestellt: Eine Spielerin begann das Turnier mit unterirdischen Leistungen und wurde nur von ihrer Mitspielerin durch den Pool gezogen. Dann, plötzlich, eine Wende um 180 Grad. Die Schießerin traf so gut wie jede Kugel, sogar einige Carreaus wurden gesichtet.
An sich kann es passieren, dass ein Spieler aus dem Nichts heraus beginnt, ein ganz passables Boule-Spiel zu entwickeln. Sei es, weil der Kaffee oder der Pastis wirkt, weil sein Partner ihn gekonnt motiviert hat oder auch nur, weil er ‚endlich ins Spiel gefunden‘ hat.
Dieser Fall lag jedoch anders. Denn direkt nach dem Spiel wurden erste Stimmen laut, dass eine Schale unbestimmten Inhalts über den Tresen gewandert und der Delinquentin übergeben worden sei. Diese habe sich „über die Maßen gefreut, das war schon seltsam“, berichtet eine Zeugin, die nicht genannt werden möchte. Und weiter: „Ich meine, so etwas vernommen zu haben wie ‚vor jedem Spiel ein paar Löffel, das muss ich mir einteilen, damit es reicht – Fiiinaaale.’ Oder so ähnlich.“

Wer kennt diesen Arm?

↑ Wer kennt diesen Arm?

Durch glückliche Umstände wurde der Untersuchungs-kommission ein Beweisfoto zuge-
spielt, auf dem die Übergabe der ominösen Schale samt Besteck (in diesem Fall ein großer weißer Plastiklöffel) zufällig festgehalten ist. Leider konnte noch nicht eindeutig ermittelt werden, zu wem der Arm gehört und ob die daran befindliche Hand die Schale überreicht hat. Die Zeugin kann dazu leider keine konkreten Aussagen machen, da sie die Schale erst bemerkte, als sie bereits an die Frau gebracht worden war.
Der folgende Verlauf des Turniers spricht für die Wirkung der Droge, auch wenn das Finale nicht erreicht wurde. „Sie hat gesagt, sie hat vor dem Spiel ein paar Löffel zu wenig genommen. Die Dosis war zu niedrig“, sagte Thomas K. enttäuscht, um dann hinzuzufügen: “Äh …, also ich hab mich natürlich auch gefragt, was sie meint. Und … fand das selbstverständlich auch sehr komisch. Lalula.“
Weitere, ähnlich wenig hilfreiche Kommentare waren: „Na, war die denn auch schon wach?“, „’s Corrrinna?“, „Horn’ em eh!“ sowie „Da lacht die Koralle“.
Weiterführende Angaben konnte die Mitspielerin der Delinquentin Pera V. (Name geändert – Kronzeugenschutz) machen, die zu berichten wusste, dass die Gedopte ihr berichtet hatte, dass es zuvor schon ähnliche Situationen gegeben habe, auch an Liga-Spieltagen. Es scheint damit begonnen zu haben, dass die Spielerin sich das Dopingmittel hätte erschießen können: Treffer = 1 Löffel, Carreau = 2 Löffel, Carreau sur place = 3 Löffel. Die Substanz mache sehr schnell süchtig. Die Möglichkeit, durch erfolgreiches Spiel an die Droge zu kommen, habe die Abhängige zu Höchstleistungen animiert, wie sie selbst berichtet habe. „Mit der Zeit hat sich daraus ein dialektisches Motivationsverhältnis entwickelt“, so die Kronzeugin. Sie vermutet, dass die Einnahme der Substanz nun zu demselben Ergebnis führe, wie das Versprechen, sie bei erfolgreichem Spiel zu erhalten. „Ganz klarer Fall von Doping in mehreren Fällen“, sagt der Dopingbeauftragte des Vereins. „Wir bedauern diese Vorkommnisse sehr, weisen aber jedwede Mitschuld von uns und haben sofort gehandelt, der hessische Weg: Brutalstmögliche Aufklärung.“

Die Delinquentin erklärt hiermit, dass sie nicht möchte, dass ein negatives Licht auf ihren Verein fällt. Sie hat bereits vor einer Weile sicherheitshalber das Bundesland gewechselt. Bevor es also zu Reaktionen wie Liga-Ausschluss, Erpressung durch Nachbarvereine, systematischer Spionage oder gar Rezeptklau kommt, gibt sie mit sehr großem Bedauern ihren Abschied bekannt.

Ihr lieben Alle,
ich bedanke mich bei euch für neun schöne Jahre.
Für eure Unterstützung bei meinen ersten Würfen, meinen ersten Schüssen, meinen ersten Turnieren … für wundervolle lange und lustige Freitagabende, für Doko und Diskussion im Shamdan, für Freundschaft und Solidarität auch über das Boule hinaus.
Dieser Dank gilt natürlich auch all jenen, die in den letzten Jahren den Verein verlassen haben. Ich bin mir sicher, einige von ihnen werden dennoch hin und wieder einen Blick auf diese Seite werfen.
Und macht euch keine falschen Hoffnungen: „Der Doping-Skandal geht weiter …“, wie mein ‚Dealer‘ mir auf einen kleinen Zettel schrieb, als er mich mit Kaffee versorgte. Denn ich komme wieder – und möchte dann unbedingt etwas vom weltbesten Erdbeerquark und einen Espresso!

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